Überlinger Herbstregatta 2017

Wie in jedem Jahr stand mit der Überlinger Herbstregatta der Abschluss der Saison an und ich denke, dass man in 2017 von einer erfolgreichen Saison für die Klasse sprechen kann. Denn obwohl wir in diesem Jahr schmerzlich auf die „Schufte“ sowie die fee verzichten mussten und auch Ariadne nach der Bodenseewoche für ein paar Rennen ausfiel, war eigentlich immer eine ausreichende Anzahl an Schiffen am Start. Dies haben wir vor allem unseren Neuzugängen Windspiel (bereits Ende letzten Jahres) sowie Gaudeamus und Romja zu verdanken, über die wir uns sehr freuen. Und wenn im kommenden Jahr dann auch Schuft und fee wieder da sind und vielleicht das eine oder andere neue Schiff zu unseren Veranstaltungen dazu stößt, wachsen die Regattafelder weiter, was die Attraktivität unserer Klasse unterstreicht.

Nun aber zurück nach Überlingen, wo sich die Regattaleitung - wie bereits im letzten Jahr angekündigt – anlässlich des 66sten Jubiläums der Überlinger Herbstregatta etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen. Nach traditionellem Vorbild sollte eine Langstrecke, wie sie in den fünfziger und sechziger Jahren üblich war, in die Serie von Up-and Down-Wettfahrten eingebaut werden. Ehrlich gesagt, hatte ich diese Ankündigung vom letzten Jahr mental schon lange wieder verdrängt und staunte daher nicht schlecht, als ich das Häkelmuster bei der Kursbeschreibung in der Segelanweisung entdeckte. Aber dann erst einmal Entwarnung. Zunächst sollten zwei ganz normale Dreieckskurse gesegelt werden, bevor dann von der Wettfahrtleitung entschieden werden sollte, ob die Durchführung einer Langstrecke in Bezug auf Windstärke und Windrichtung überhaupt sinnvoll ist.

Also business as usual und hinein in den Nahkampf beim Auslaufen der Klassiker aus dem engen Überlinger Hafenbecken West. Die 45er waren mit insgesamt acht Schiffen vertreten, was sich angesichts der oben erwähnten Ausfälle sehen lassen kann.

Draußen angekommen, sah es für die erste Wettfahrt dann bis 2 min. vor dem Start nach G2 aus, bevor der Wind etwas nachließ und eher die große Genua angesagt gewesen wäre. Da aber, soweit wir sehen konnten, alle die gleiche Besegelung gewählt hatten, war das nicht so dramatisch und ohnehin wurde die Wettfahrt dann abgeschossen, bevor wir auf dem Downwind auf die G1 wechseln konnten.

Dann war erst einmal Warten angesagt, was der Stimmung bei den Crews aber keinen Abbruch tat, obwohl das Wetter eher zu wünschen übrig ließ und es immer wieder stark regnete und dabei auch noch saukalt war.

Gegen Nachmittag baute sich dann wieder konstanter Wind aus südwestlicher Richtung auf, der uns zwei reguläre Wettfahrten ermöglichte. WF 1: Romja mit Laufsieg vor Windspiel und Schelm. WF 2: Windspiel vor Schelm und Ariadne.

Das war´s dann auch schon für Tag 1 und nach spannendem Einlaufchaos in das völlig verstopfte Hafenbecken ging es, nachdem das ganze Holz wieder auf die Liegeplätze verteilt war, zum gemütlichen Teil des Abends über. Hier verwöhnte das neue, sehr sympathische Gastro-Team des BYCÜ die Segler bis in die frühen Morgenstunden, was vielleicht auch der Tatsache geschuldet war, dass die vom Tag meist noch nassen Kojen bei ca. 8-10 Grad Außentemperatur nicht besonders einladend waren.

Am Sonntag dann war es soweit. Wie angekündigt sollte nach erfolgten zwei Wettfahrten nun die Langstrecke gesegelt werden. Die Hoffnung stirbt jedoch zuletzt so dass wir beim Auslaufen noch dachten, dass es sicher nicht so weit kommen wird, da eigentlich nur für relativ kurze Zeit konstanter Wind angesagt war. Als wir dann das „L“ am Startschiff sahen, war jedoch klar, dass das Vorhaben durchgezogen werden sollte, und wir fügten uns unserem Schicksal.

Und allen Unkenrufen zum Trotz erwartete uns eine sehr schöne - wenn auch sehr lange - Kreuz Richtung Uhldingen, auf der wir einen ganz guten Zug erwischt hatten. Nur Windspiel, das sein Geschwindigkeitspotential wieder ein mal überragend nutzte und einiges voraus war, rundete vor uns und nach hinten war ordentlich Luft. Dann aber begann schon sehr bald das Elend und der Wind wurde in Richtung Überlingen immer flauer und flauer, so dass die ersegelte Distanz zum Rest des Feldes, der mit dem alten Wind zu uns aufschließen konnte, immer geringer wurde. Eine klassische Langstrecke also, bei der wir zu allem Überdruss dann auch noch den Anschluss zum vor uns liegenden Windspiel verloren hatten, das die entscheidenden paar hundert Meter voraus war, um mit dem restlichen Wind und am Ende mit fast einer halben Stunde Vorsprung ins Ziel zu segeln. Glückwunsch dazu.

Ueberl2017

Schelm, P82, mit rosa - lila Spi.


Wir wähnten uns dann im Match Race Modus mit Argo, die direkt zu uns aufgeschlossen hatte, bis wir feststellten, dass uns plötzlich das gesamte restliche 45er Feld kurz vor dem abgekürzten Ziel im Luv überlaufen hatte. Glücklich für uns, dass dann aber auch bei der Konkurrenz der Wind abstellte und wir am Ende nur Romja passieren lassen mussten, die sich nach (wie wir später hörten) nicht ganz so gelungener Kreuz zurück kämpfen und mit einer perfekten taktischen Leistung am Feld vorbei ins Ziel schieben konnte. Am Ende waren wir sehr froh, dass wir bei spiegelglattem Wasser und einem Minilüftchen nicht auf das Zielfass im Lee getrieben sind und Ariadne beim Wett-Treiben ins Ziel in Schach halten konnten.

Abschließend kann man, glaube ich, sagen, dass eine Langstrecke nach historischem Vorbild der 50er Jahre auf dem Papier eine ganz charmante Idee ist. In der Realität hat man aber die Möglichkeit vertan, eine - vermutlich sogar zwei - weitere reguläre und faire Dreiecks-Wettfahrten bei besten Bedingungen zu segeln. Eine Variante, die wir auf dem Schelm zumindest bevorzugt hätten.

Alles in allem war es in Überlingen aber trotz des vielen Regens und der Kälte wieder ein mal ein top Wochenende, an dem Windspiel sein enormes Geschwindigkeitspotential souverän umsetzte und eindrücklich demonstrierte, dass es nur schwer zu halten ist. Auch Romja beeindruckte, wie bereits in Kreuzlingen eine Woche zuvor, und unterstrich, dass mit ihr in den kommenden Jahren zu rechnen ist. Ariadne segelte solide und konstant gut, während Argo ihr Potential an diesem Wochenende leider nicht ganz so gut wie bisher in dieser Saison gewohnt ausspielen konnte. Gaudeamus hat erfolgreich seine erste Saison beendet und wird sich sicher in Zukunft öfters weiter vorne im Feld zeigen. Pech hatte Mariposa mit einem OCS im ersten Lauf, was aber angesichts der guten Saison, die sie hinter sich hat, hoffentlich nicht so tragisch ist. Lediglich Lotos hatte ein schweres Los zu tragen, da sie bei der Langstrecke dem Zeitlimit zum Opfer gefallen ist und somit die Wettsegelserie 2017 mit einem DNF beenden musste. Bei den vorliegenden Wind-Bedingungen tut sich Lotos aber bekanntermaßen auch einfach sehr schwer. Wir selbst sind mit dem Wochenende natürlich sehr zufrieden, auch wenn ich nicht leugnen möchte, dass ich bei Punktegleichheit die Ehre des Artikelschreibens auch gerne der Romja überlassen hätte.

Halbmodell

Wieder aufgetaucht: Das Halbmodell als Wanderpreis.

Bleibt noch der tollen Organisation des Bodensee Yachtclub Überlingen zu danken. Es ist immer wieder eine Freude, bei euch zu Gast zu sein.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen schönen Winter und freu mich euch spätestens an der Bodenseewoche 2018 wieder zu sehen!

Euer Florian für die Schelme, P82

Ergebnis

Bilder